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Sent: Sunday, January 26, 2003 9:24 PM
Subject: Solo für Nabokov ...


  
 
 
http://www.welt.de/data/2003/01/27/36446.html
 
DIE WELT online

Solo für Nabokov

Das Frankfurter Literaturhaus zeigt den Dichter, wie der Fotograf Horst Tappe ihn sah

von Uwe Wittstock

Frankfurt/M. -  Vladimir Nabokov war bereits Mitte Fünfzig als er auf einen Schlag weltberühmt wurde. Dreißig Jahre lang hatte er nahezu im Verborgenen gelebt, hatte Dutzende von Erzählungen publiziert und etliche Romane, doch nur ein winziges Publikum gefunden. Während seiner langen Emigrationszeit in Berlin und Paris verdiente er fast nichts und konnte seinen Lebensunterhalt kaum bestreiten. Seine Frau Vera hielt die Familie als Fremdsprachensekretärin über Wasser, und erst in Amerika fand Nabokov mit über vierzig Jahren eine Stelle als Lehrer an einem kleinen College.

Als er 1955 seinen Roman „Lolita“ veröffentlichte, war mit einem Mal alles anders: Die Verleger, die Leser, die Journalisten rissen sich um ihn. Er wurde innerhalb kürzester Zeit ein reicher Mann und ein Medienstar.

Dieter E. Zimmer, Nabokovs deutscher Übersetzer und Editor, hat jetzt bei der Eröffnung der ersten deutschen Ausstellung der hinreißenden Nabokov-Fotos von Horst Tappe im Frankfurter Literaturhaus berichtet, wie dieser Schriftsteller mit seinem plötzlichen Popularität fertig wurde. Nabokov begriff schnell, dass er sich und seine „Lolita“ dem trivialisierenden Zugriff der öffentlichen Sensationslust nie würde entziehen können, und er wollte nach den langen Jahren des Lebens im Abseits und in Armut die Vorteile des Ruhms auch durchaus genießen.

Also wählte er wie ein Schauspieler ein Rollenfach, das des „schwierigen Alten“, und ließ sich in dieser Maske fortan von den Medien präsentieren. Denn seine mit großem Vergnügen entwickelten und gepflegten Schrullen gaben ihm von nun an die Möglichkeit, die Bedingungen, zu denen er sich mit Journalisten traf oder sich von ihnen interviewen ließ, nach seinen Vorstellungen zu diktieren.

Dass Nabokov hinter dieser Maske ein ungewöhnlich aufmerksamer und liebenswürdiger Mensch gewesen ist, bestätigen nicht nur die Erinnerungen des Fotografen Horst Tappe, sondern auch seine Bilder. Tappe hatte Nabokov 1961 in dem Hotel im schweizerischen Montreux kennen gelernt, in dem Nabokov bis zu seinem Tod 1977 lebte. Durch seine ungemein einfühlsame Arbeit gewann Tappe rasch das Vertrauen des zurückhaltenden Schriftstellers und durfte ihn nicht nur bei Ausflügen zur Schmetterlingsjagd begleiten, sondern sogar am Arbeitsplatz, dem intimsten Ort, fotografieren.

Entstanden sind so einige der schönsten und inzwischen bekanntesten Porträts Nabokovs. Sie werden jetzt zum ersten Mal als Serie in Deutschland gezeigt. Sie zeigen ihn mal in seiner die Öffentlichkeit abweisenden Maske, manchmal in ganz gelöster Flaneur-Haltung, manchmal aber auch verletzlich und erschöpft von der Arbeit.

„Ich mag ihn nicht, diesen Vladimir Nabokov, aber ich schätze seine Bücher“, sagte Marcel Reich-Ranicki in seinem zur Ausstellungseröffnung extemporierten halbstündigen „Solo für Nabokov“. Er sei froh, dem Autor selbst nie begegnet zu sein, denn Begegnungen mit großen Schriftstellern seien meist enttäuschend.

Tatsächlich kann man sich schwer vorstellen, dass sich dieser Kritiker und dieser Romancier, die beide für ihre sehr ausgeprägten Ansichten zur Literatur legendär sind, konfliktfrei hätten verständigen können. Doch an dem literarischen Rang dieses Schriftstellers, „bei dem kein Vergleich aus Weltliteratur übertrieben und unangebracht wirkt“, ließ Reich-Ranicki keinen Zweifel.

Wie sehr Nabokov in seinen Schweizer Jahren der Neugier der Öffentlichkeit ausgesetzt war, mit welcher Gelassenheit er allerdings auch gelernt hatte, mit dieser Zudringlichkeit umzugehen, belegt eine Anekdote, die Tappe zur Präsentation seiner Arbeiten erzählte: Nabokov habe abends in der Bar seines Hotels gern Drinks genommen, und die Bons der Kellner mit seinem Namen abgezeichnet. Doch die Beträge erschienen dann nie auf seiner monatlichen Abrechnung, denn die Kellner verkauften die Bons gleichsam als Autogramm-Karten an amerikanische Touristen. Auf die Frage, ob ihn dieser Handel mit seinem Namenszug nicht störe, habe sich Nabokov genüsslich seinem nächsten Drink zugewandt und geantwortet: „No, I play the game.“

Bis 30. März, täglich außer samstags, 10 bis 19 Uhr.

Artikel erschienen am 27. Jan 2003

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Machine Translation:
 

Solo one for Nabokov

Frankfurt literature houses shows the poet, how the photographer Horst gropes it saw

by Uwe Wittstock

Frankfurt/M.    Vladimir Nabokov was center fifty as it became at one blow world-famous already. Thirty years long it had lived almost in the hiding, dozens of narrations had published and some novels, but only a tiny public had found. While its long emigration time in Berlin and Paris he earned nearly nothing and could its living costs hardly deny. His Mrs. Vera held the family as a foreign language secretary over water, and only in America Nabokov found a place also over forty years as a teacher at a small college.

When it published 1955 its novel "Lolita", everything was different with a mark: The publishers, the readers, the journalists tore themselves around him. He became within shortest time enriches man and a medium star.

Dieter E. Zimmer, Nabokovs of German translators and editor, has now with the opening of the first German exhibition of the hinreissenden Nabokov photos of refuge gropes in Frankfurt literature houses reported, how this writer with its sudden popularity became finished. Nabokov understood fast that he could never themselves also quite enjoy and its "Lolita" the trivialisierenden access of the public sensation desire extract, and he wanted after the long years of the life in the offside and in poverty the advantages of the fame.

Thus he selected like an actor a role subject, that of the "difficult old person", and could in this mask from now on by the media be presented. Because its with large pleasure developed and maintained quirks gave it from now to the possibility, which conditions, on which it met with journalists or from them could be interviewen, of dictating after its conceptions.

The fact that Nabokov behind this mask was unusually attentive and kind humans confirms not only the memories of the photographer Horst gropes, but also its pictures. Grope Nabokov 1961 in the hotel in Swiss Montreux to know had learned, in the Nabokov up to his death 1977 lived. By his uncommonly einfuehlsame work gropes rapidly the confidence of the reserved writer won and was allowed it not only with trips to the butterfly hunt to accompany, but even on the job, which most intimate place, to photograph.

Developed so some the most beautiful and in the meantime most well-known Portraets Nabokovs. They are shown now for the first time as series in Germany. They show it times in its mask, sometimes in completely solved Flaneur attitude, rejecting the public, sometimes in addition, in the long run and exhaust from the work.

"I do not like it, this Vladimir Nabokov, but I estimate its books", said to Marcel realm Ranicki in its to the exhibition opening extemporierten halfhour "solo ones for Nabokov". It is glad, the author never meets to be, because meetings with large writers are usually disappointing.

Actually one can imagine with difficulty that this critic and this Romancier, who are legendary both for their very much minted opinions to the literature could themselves have informed conflict-free. But at the literary rank of this writer, "with no comparison made of world literature and inappropriate work", left realm Ranicki exaggerated no doubt.

How much Nabokov was exposed into its Swiss to years of the curiosity of the public, with whatever leaving he had however learned to deal with these Zudringlichkeit occupies an anecdote, which gropes for the presentation of its work told: Nabokov in the evening took in that bar of its hotel gladly to drinks, and drew the bons of the waiters with its name. But the amounts then never appeared on its monthly account, because the waiters sold the bons as it were as autograph maps to American tourists. On the question, whether this trade with its signature mark does not disturb it it turned and answered, Nabokov genuesslich to its next drink: "NO, I play the game."

Until 30 March, daily except Saturday, 10 to 19 o'clock.

Articles appeared on 27 January 2003

 



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