Vladimir Nabokov

NABOKV-L post 0010653, Fri, 26 Nov 2004 19:13:53 -0800

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warumnabokov Herry Potter gemocht hatte
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Warum Nabokov Harry Potter gemocht hätte von Michael Maar
Warum Nabokov Harry Potter gemocht hätte.
Essay von Michael Maar (2002, Berlin-Verlag).
Besprechung von Roman Bucheli in Neue ZĂĽricher Zeitung vom 1.06.2002:

Nabokov trifft Rowling
Michael Maar hat «Harry Potter» gelesen

Sollten wir uns je die etwas müssige Frage gestellt haben, ob Nabokov «Harry Potter» gemocht hätte: Michael Maar nennt uns in seinem jüngsten Essayband ein paar gute Gründe, die doch sehr dafür zu sprechen scheinen. Er zählt Gemeinsamkeiten auf: Die «Kunst der Komposition» etwa sei Joanne K. Rowling und Nabokov gleichermassen eigen, ebenso das Parodistische und Unprüde oder das Magische und Wunderbare, wobei gerade Letzteres bei beiden die Beobachtung der Wirklichkeit geschärft haben soll. Einen weiteren Grund nennt Maar, zwar sei es «ein schlechter», meint er einschränkend, «aber selbst ein Nabokov wäre nicht gegen ihn gefeit»: Es gebe nur zwei Bücher, so zitiert er Joanne K. Rowling, «deren letzte Seite mich zum Weinen bringt, ohne dass ich die vorhergehenden Seiten zu lesen brauche». Eines davon sei «Lolita». Nun gut, wollen wir annehmen, es sei so, und Nabokov hätte sich von solcher Vorliebe einnehmen lassen.

Um Nabokov freilich geht es hier nur am Rande. Er ist gleichsam nur Vorwand für den allerdings verführerischen Titel. Michael Maar hat anderes im Sinn. Er will uns mit den kompositorischen Finessen von Joanne K. Rowling bekannt machen; er singt uns das Loblied auf eine Autorin, die ihre Romane wie ein feines Räderwerk konstruiert; er zeigt uns mit dem Eifer des tüftelnden Forschers, dass wir beim Lesen und zumal bei «Harry Potter» immer mehr wissen könnten, wenn wir nur wollten und wachsam genug wären. Und zu diesem Zweck erzählt er uns die Romane - und rennt bei uns weit geöffnete Scheunentore ein. Jedes Kind weiss mittlerweile, dass Joanne K. Rowling kein Motiv einführt, das nicht in ihrem Plan verzeichnet ist und an einer vorbestimmten Stelle wieder zum überraschenden Einsatz gelangt. Wir wissen es - und lassen uns doch immer wieder überraschen. Und sind nicht unglücklich darüber, dass uns manches kompositorische Geheimnis dieser Bücher verborgen bleibt, uns vielleicht auch nur ahnungsweise dämmert, denn nur so bleibt uns der Zauber erhalten....Fortsetzung

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