Vladimir Nabokov

NABOKV-L post 0022761, Fri, 27 Apr 2012 23:24:12 -0300

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Pushkin, Tyutchev and Goethe: "What a silly country!"
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Synchronicities or simple casual digital serendipities often lead me to strange landscapes. While checking on Goethe's poem "Wilkommen und abschied" (related to Pushkin and Tyitchev) I found a commentary about a writer's control on plot and characters, with a quote (in German) from Herbert Gold'sinterview with Nabokov. I'll bring a report, and link, to both.

Vesper, Will - Index der Gedichttitel - literatur www.litde.com > Autoren > Index der Gedichttitel
1.Willkommen und abschied - johann wolfgang von goethe [ mehr ]
Index » Gedichte aus sieben Jahrhunderten Interpretationen
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Goethe's lines related to Tyutchev's, by Russian critics and Nabokov
Willkommen und Abschied


Es schlug mein Herz. Geschwind, zu Pferde!
Und fort, wild wie ein Held zur Schlacht.
Der Abend wiegte schon die Erde,
Und an den Bergen hing die Nacht.
Schon stund im Nebelkleid die Eiche
Wie ein getürmter Riese da,
Wo Finsternis aus dem Gesträuche
Mit hundert schwarzen Augen sah.
W. Goethe


Welcome and parting
"My heart pounded, quick! to the horse!
It was done before I could think;
evening was already cradling the earth
and night hung upon the mountains:
already the oak stood clothed in mist,
a towering giant there,
where darkness from the bushes
peered with a hundred dark eyes!"
trans. Emily Ezust

For easy comparison with Goethe's, once again I copy Nabokov's favorite translation of his three versions of Tyutchev's lines :
"The crumbly sand in knee-high.
We're driving late. The day is darkening,
and on the road the shadow of the pines
into one shadow have already fused.
Blacker and denser is the deep pine wood,
What melancholy country!
Grim night like a hundred-eyed beast
looks out of every bush."

And, of course, Pushkin's own lines, rendered by Nabokov (Chapter Three, IV)

"They by the shortest road
fly home at full career.
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"I say, it's dark already in the field;
faster! get on, get on, Andryoshka!
What silly country!"

(How puzzling...)


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2. Gegen den willen des autors?
Na, da können wir uns doch weiter mit der großen Frage beschäftigen: Wie kommt es, dass erfundene Figuren einen eigenen Willen entwickeln? Vielleicht muss man zuerst klarstellen, dass lange nicht alle Autoren so etwas kennen. Vladimir Nabokov zum Beispiel hielt das Ganze für lächerlich und schrieb: .....
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Index » Schreiberlust und Dichterfrust » Eigenwillige Figuren




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* - Gegen den Willen des Autors?
"Na, da können wir uns doch weiter mit der großen Frage beschäftigen: Wie kommt es, dass erfundene Figuren einen eigenen Willen entwickeln? Vielleicht muss man zuerst klarstellen, dass lange nicht alle Autoren so etwas kennen. Vladimir Nabokov zum Beispiel hielt das Ganze für lächerlich und schrieb: »... dieser abgedroschene Schnickschnack vom aufmüpfigen Dichtungspersonal; der ist so alt wie der Federkiel... Meine Figuren sind Galeerensklaven.« Bei Nabokov hätte also wohl selbst Karlsson vom Dach nichts zu lachen gehabt. Wieso empfinden Autoren dann doch so oft den Eigenwillen ihrer Figuren? Nun, ein Grund ist sicher die besondere Vorstellungskraft der Schriftsteller. Ihre Fantasie ist so stark, dass sie die Figuren förmlich sehen. Die Personen erheben sich aus ihrem zweidimensionalen Papierdasein und erscheinen wie wirkliche Wesen. Wenn man als Autor jemanden aber so genau vor sich sieht, dann wirkt er schon wie etwas ganz Eigenes. Hat man sich noch eine Biografie für ihn ausgedacht, ihn mit Verwandten und einem Charakter ausgestattet, dann kann man nicht mehr einfach alles mit ihm machen. Eine Krankenschwester kann nicht plötzlich zur Atomphysikerin werden, ein tierlieber Sozialpädagoge nicht zu einem rechtsradikalen Pferdeschlachter.

Je mehr Persönlichkeit eine Figur hat, umso weniger beliebig kann sie eingesetzt werden. Als ich mit meinem Freund Matthias Altenburg ein Drehbuch schrieb, ging es uns oft so, dass wir uns etwas ausdachten, dann aber merkten, dass es nicht zum festgelegten Charakter unserer Personen und zu dem, was sie bis dahin erlebt und getan hatten, passte. Wir wussten so viel über sie, dass wir unsere Figuren wie gute Freunde beurteilen konnten. Doch genauso wie wir von unseren Freunden überrascht werden können, wurden wir es auch von unseren Figuren.
So etwas schränkt die Freiheit beim Schreiben zwar ein, gleichzeitig garantiert es, dass die Figuren glaubwürdig und lebendig bleiben. Deshalb ist es vielleicht auch nicht mehr schwer zu verstehen, dass Autoren mit Figuren sprechen, dass Figuren von ihren Autoren Besitz ergreifen. Luigi Pirandello berichtet, dass ihn einmal Bauarbeiter, die vor seinem Haus werkelten, auslachten: »In der Folge erfuhr ich, dass sie mich gestikulieren sahen und mich deshalb für verrückt hielten und dass mein Gesichtsausdruck dazu angetan war, bei ihnen Heiterkeit zu erregen. Ich kann Ihnen schwören, dass ich in diesem Augenblick nicht Luigi Pirandello war. Ich schuf, ich weiß nicht wie, Gestalten, die ich wahrscheinlich verkörperte. Sie dirigierten mich, indem sie nichts von mir bestehen ließen.«

the quote, as it's been published in English in the Paris Review - The Art of Fiction No. 40, Vladimir Nabokov
www.theparisreview.org/.../the-art-of-fiction-no-...
Interviewer (Herbert Gold):E. M. Forster speaks of his major characters sometimes taking over and dictating the course of his novels. Has this ever been a problem for you, or are you in complete command?
Nabokov:My knowledge of Mr. Forster's works is limited to one novel, which I dislike; and anyway, it was not he who fathered that trite little whimsy about characters getting out of hand; it is as old as the quills, although of course one sympathizes with his people if they try to wriggle out of that trip to India or wherever he takes them. My characters are galley slaves.






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